Unterwegs in Deutschland

Aus dem Reisetagebuch. 

Deutschland, NRW, Oktober 2021: 

Unterwegs zum Geburtstagsevent im Familienkreis. Es jährt sich. Ein Herbst des Lebens, wenn man großzügig ist. In Berlin am überfüllten Gleis die Nachricht: Der Zug fällt aus. Es kommt jedoch Ersatz. Allerdings nur der halbe Zug. Und die Wagons in umgekehrter Reihenfolge. Aber das macht nichts, weil die Reservierungen aufgehoben sind. – Trotzdem steigen wir ein: mein Mann, meine Tochter und ich. Da das Kleinkindabteil bereits ab Erststation Ostbahnhof überfüllt ist, rät uns das Zugpersonal zur Suche eines gewöhnlichen Abteils. Die Suche ist erfolgreich. Eine nette junge Frau teilt ein Abteil mit uns. Es gibt dort niedrige Tische zwischen den Sitzen mit runden Vertiefungen für Getränke. Unsere Tochter nutzt sie als Spieltische. Für die Steckdosen unter den Tischen interessiert sie sich glücklicherweise nur zeitweise. Alle überleben die Fahrt. Auch dank vorhandenem Bistrowagon. Obwohl dort der Kühlschrank etwas zu kühl ist: Alle Getränke sind tiefgefroren. Beim Kaffee verhält sich das immerhin anders. Wenn man den Kaffee dort als Kaffee bezeichnen möchte. Er enthält jedenfalls Koffein und das ist die Hauptsache. Auf einen Umstieg in die Regionalbahn dürfen wir verzichten. An einem größeren Unterwegsbahnhof werden wir abgeholt. Das spart nicht nur Zeit. Die Regionalbahn fährt momentan sowieso nur bedingt. Die Strecke ist ob flutenden Klimas verstört. Ein Ziehharmonikabus namens Schienenersatzverkehr kurvt dort. Statt Hügelslalom Autobahnauffahrt. LKWs und Raser sieht man heute nicht. NEBEL. Sicht unter 50 Metern. Als wir das Ziel erreichen, ist der Geburtstag schon fortgeschritten, aber noch nicht vorbei. Man muss immer das Positive sehen. Scheiß auf die Witterungsbedingungen. Das fällt uns leichter, da andere Gäste unser Schicksal teilen. Nach deren erster Stunde Bahnfahrt: Oberleitung ohne Strom. Einstündige Verspätung mit Entschädigungsoption knapp verpasst. Genau wie alle Anschlüsse. Dafür: Sightseeing-Spaziergang am Rhein. – Die Wege der Bahn sind unergründlich. Hoch die Trassen! Nein. Auf die Jubilarin: meine Mutter! Die sich aufgrund ihrer Krankheit sowieso an nichts erinnern wird. Wahrscheinlich. Wie letztlich die Geschichte.

Der Tag danach. Spaziergang. Verdauungsspaziergang. Mal wieder. Auf Familienbesuch sind alle Spaziergänge Verdauungsspaziergänge. Matschige Wege. Kahle Hügelketten. Kühe, Schafe, Pferde hinter Strom. Sattelschlepper mit polnischen Kennzeichen, die gefällte Fichten transportieren.

Später: Fischen im Bücherregal. Ich finde „Beethoven im Gespräch“. Darin: „Beethoven als Kind“. Nach den Aufzeichnungen Gottfried Fischers, des Besitzers von Beethovens Geburtshaus in Bonn, in dem er seine Kindheit verbrachte. Davon gibt es offenbar nicht viel zu berichten. Bis auf das zu wilde Klavierspiel (was sonst) – durfte er nicht, musste die Violine nehmen. Dazu die Tochter des Vermieters, die Klein-Beethoven ermahnt: „Wie siehst du wieder so schmutzig aus, du solltest dich etwas proprer halten.“ Ich lege das Buch beiseite und beschließe, die Räder des Buggys doch nicht mehr zu reinigen. Stattdessen setze ich mich mit meiner Tochter ans Klavier. Sie drückt der Reihe nach alle schwarzen Tasten. Die weißen mag sie nicht.

Draußen gammelt im Nieselregen der Wein. Am Nachmittag kommt unerwartet die Sonne raus. Plötzlich fast Spätsommer. Wäre da nicht das Laub. Ich streife durch den Garten meiner Eltern. Den Großteil des Jahres ein Ort ohne Klimazonen. Erkenne die Bäumchen von früher kaum. Pflücke mir ein paar Trauben, die es geschafft haben. Sie schmecken nach Italien. Um genau zu sein: nach einer Künstlervilla am Lago Maggiore, wo ich als Kind mal die Herbstferien verbracht habe. Trauben und Maroni. Ein verwildertes Grundstück. Katzen, die ich füttern durfte. – Ein fetter schwarzer Kater streicht ums Haus. Ungestiefelt. Altersschwach. Ich spucke die Kerne der Trauben auf den Rasen.

Im Haus: Buchrücken, Terrakotta, Bilder in staubigen Rahmen. Man schafft das alles irgendwann nicht mehr, sagt jemand.

Meine Tochter beißt in einen blau-grauen Plastikdinosaurier, den ich hier irgendwann zurückgelassen habe. Ich ziehe ihr den Draußen-Overall über, nehme sie mit an die Luft. Sie rennt ausgebesserte Teersträßchen entlang, Feldwege. Ein Kälbchen kommt an den Zaun. Wir müssen auf Abstand bleiben, Elektro. Schmerzhafte Erinnerungen. Über den Weiden Überlandleitungen, riesige Stahlbäume. In der Ferne ein einsames Windrad.

In den Wald gehen wir heute nicht. Nicht nur wegen der schlammigen Furchen, der pflügenden Lastwagen. Sondern weil der Wald weg ist. Überall Wunden in der Landschaft. Die Trockenheit, der Borkenkäfer. Nie der Mensch, natürlich. Der Wald, den ich mal kannte, wird jetzt in China zu Einbauschränken verarbeitet, zu Tischen und Stühlen. Ich beschließe, in Zukunft noch gewissenhafter auf nachhaltige Zertifizierungslabels zu achten.

Am Abend werde ich zum Ziehen einer Karte eines Künstler*innenorakels aufgefordert. Na gut. Ich ziehe Marcel Duchamp: „Scandal before Stardom“. Mist, kein Pissoir im Haus. Danach ziehe ich ein Buch aus dem Bücherregal: „Dichten und Trachten – Jahresschau des Suhrkamp-Verlags“ von 1954. Ein A6 kleines Verlagsprogramm. Relikt aus der Bibliothek meiner Großeltern. Den Anfang macht Max Frisch mit „Stiller“. Es gibt eine Leseprobe, der Auszug titelt: „Allerseelenfest“. Er beschreibt den Totensonntag auf mexikanischen Friedhöfen. Draußen streicht Bruder Oktober ums Haus. Ich lese: „Es gibt, angesichts der Tatsache von Leben und Tod, gar nichts zu sagen.“ Und weiß nicht, ob ich dem zustimmen kann.

 

 

LitVideos, Lesungen, Mini-Textauszüge – Vorstellung meines YouTube-Kanals

Eigentlich habe ich ihn ja schon viel länger. Aber. Er lag brach. Der YouTube-Kanal. Man kennt das. Da meldet man sich irgendwo in einem sozialen Netzwerk, auf einer Plattform an. Weil man das so macht. Weil man das braucht. Bespielen soll(te). Als Selbständige. Kreative. Schaffende. Um die eigenen Projekte. Zu teilen. Bekannt zu machen. Das Selbstmarketing zu pflegen. Und dann. Hat man doch keinen Bock. Oder auch keine Zeit. Oder gibt vor, keine Zeit zu haben, weil man keinen Bock hat. Aber haben sollte. Lügt sich in die. Jedenfalls. Irgendwann ist es dann trotz allem so weit. Man packt es an. Handelt. Klimmzug. Und stellt dann manchmal fest, dass es sich so fordernd gar nicht ausnimmt. Entwickelt teils sogar regelrecht eine Lust oder eine Freude am medialen Tun. Spürt frischen Input, vom eigenen Output erzeugt. Weil plötzlich Platz winkt, für neue Ideen. Projekte. Bestrebungen. Hach.

Das ist die Geschichte meines YouTube-Kanals. Zumindest so ungefähr. Zumindest seit zwei Monaten. Plötzlich passiert dort etwas. Und was nicht alles. – Wie lange es anhält? Wenn ich das wüsste. Momentan lohnt sich indes das gelegentliche Vorbeischauen. Einiges ist eingelesen. (Auch Ungedrucktes.) Und abspielbar. Sogar in Form kurzer und kürzester Textauszug-Videos mit (Achtung, weil WOW) schicker Typo-Animation. Also, wenn das nicht. Man kann da jetzt. Hören und Lesen. Entweder oder auch. Oder auch beim Hören mitlesen. Ich bin ganz stolz, weil ich diese Typo-Animationen selbst vorgenommen habe. Ja, tatsächlich. Und die Grafiken (immerhin) selbst ausgewählt. Das finale Styling der Videos oblag, obliegt dann allerdings doch dem Gestalter an meiner Seite… 😉

Neugierig? – Großartig!

Einfach meinen Kanal besuchen, klick:

YouTube

Oder hier eingebettete Kurzträumchen ansehen:

Vom Miteinander – 13 Texte und ihre Stories

Der dritte Erzählband ist da! In drei Jahren 700 Seiten Erzählungen/längere und kürzere Prosa veröffentlicht – ja, doch, das klingt gut. Zum Erscheinen des aktuellen Bands habe ich das Bedürfnis, ein wenig über die Texte zu plaudern. Natürlich können sie am besten selbst sprechen. Aber ich will sie ja auch nicht nacherzählen oder erklären, sondern ein bisschen von ihrem Entstehen berichten, von Hintergründigem (hierbei halte ich mich an die Reihenfolge im Buch) – ALSO:

 

 

1- Zum Jahreswechsel

entstand kurz nach selbigem. Ende Dezember 2018/Anfang Januar 2019 war ich in Südafrika unterwegs. Zurück in Berlin saß ich zum Frühstückskäffchen in einem meiner Lieblingscafés, sah hinaus in den Tag – und hatte genau die Wahrnehmung der Umgebung, die ich im Text beschreibe. Interessanterweise knüpft die Geschichte unmittelbar an den letzten Erzählband Vom Dazwischen an, und zwar an den Text Die Frau in der Wand – weshalb ich sie ganz nach vorne sortiert habe.

 

2- Transposition

Der (vermeintliche) Kontakt mit der Vergangenheit mittels sozialer Netzwerke beschäftigt mich. In den meisten Fällen halte ich ihn für seltsames Beatmen veralteter Vorstellungen (zumeist) über Personen. Manchmal wird so aber auch die Möglichkeit eines neuen Kennenlernens und eines Begreifens von Vergangenheit geschaffen, das in der verwesten Gegenwart von anno soundso nicht gegeben war. Das finde ich ebenfalls spannend. Auch weil sich dadurch festgefahrene Vorstellungen von Zeit (in unserer Kultur) verändern (können).

3- Polyphones Kopfhören

Mit 18/19 Jahren habe ich mal einen sinfonischen Roman geschrieben – alle Kapitel waren nach unterschiedlichen Musikstücken/-Formen der klassischen Musik betitelt, je nach Inhalt (z.B. gab es ein Präludium, eine Fuge, eine Sonate etc.) Im neuen Erzählband hatte ich Lust das aufzugreifen. Polyphones Kopfhören ist darüber hinaus ein Text, in den ich (verspieltes Frauenzimmer) Minnegesänge bzw. deren Persiflage eingeflochten habe.

4- Stück Welt

Diese vierstimmige Textcollage entstand eigentlich schon 2015. Zumindest deren erste Fassung. Die fiel mir zufällig wieder in die Hände und eine finale Fassung war plötzlich reif. Es geht um Heimat, hauptsächlich.

5- Anni analog

Vernetzung. Nabelverkabelung. Mir auch abseits des Hater thematisches Anliegen. Was macht diese, unsere Zeit mit uns – was wir mit ihr?

 

6- Alle gleich (ein Gedankenspiel in es-Moll)

Ich schreibe ja immer wieder auch gerne plotlos. Lasse mich aus über Begriffe. Versuche assoziatives Begreifen. Text kann handlungsfrei ganz eigene Dynamiken entfalten. Hier ein bisschen Origami.

7- Hater III

Aller guten Dinge sind. Und darum wird jetzt auch alles gut. Happy Ends sind ja eigentlich tabu und nur in der groschigen Unterhaltungslektüre gestattet. Ich sehe das nicht ein. Wenn etwas gut wird (oder besser oder zumindest etwas besser oder auch nur vorübergehend gut) ist das noch lange kein Kitsch.

8- Pferde stehlen

Noch ein älterer Text – sogar ein richtig alter. Entstanden Ende 2002/Anfang 2003. Da war ich 21. Und verbrachte einige Monate in Dublin. Flog auch aus nach Belfast. Wo ich eine Ahnung davon zu bekommen meinte, was Krieg heißt. Darüber musste ich schreiben. Auch über andere Erlebnisse, Einsichten. – Nach meiner Zeit in Irland bewarb ich mich übrigens am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Und wurde abgelehnt. Aber es klappte auf dem Pfad des Theaters. Letztlich landet man sowieso immer in seinem Rom, eh klar.

9- Neumann

Während meiner kunsthistorischen Forschungszeit im Rahmen des Studiums/der Arbeit an der Uni verbrachte ich viel Zeit in Archiven: Archiv der Akademie der Künste, Landesarchiv, Bundesarchiv. Kein Wunder, dass hernach auch mal eine Story in Archiv-Setting entsteht.

10- Helene und Dirk

Nur so viel: Der Sturm im Sommerhaus ist ein reales Erlebnis, der Rest Fiktion.

11- Speed-Hiking

Ich bin ländlich (wenn auch an den Ausläufern einer Stadt) aufgewachsen. Wenn ich dort heute meine Eltern besuche, irritieren mich immer wieder diverse sportliche Aktivitäten vor Ort. Menschen in futuristisch anmutenden, grell neonfarbenen Anzügen samt Hightech-Stöcken/Rädern/Segways (ja, tatsächlich!) verausgaben sich im gefühlten Nirgendwo bzw. im naturellen Idyll, als befänden sie sich in Wettkampfszenario & live auf Sendung. – Das zwang mich förmlich dazu aus Clownsperspektive (ich liebe den naiven Blick sich dumm stellender Charaktere) eine kleine Belustigung zu Papier zu bringen.

12- Die Beregnungsgemeinschaft

Ein Dorf. Und damit ein zweiter Dorf-Text. Der längentechnisch viel Raum einnimmt. Verdient, gewollt, weil Thema: KLIMAWANDEL. (Dieses Wort muss man auch im Schriftbild geradezu schreien.) Das Ganze stilistisch zur Abwechselung ziemlich erzählerisch. Aber nur ziemlich. Aber: Lest selbst.

13- I <3 (Sprechtext zum laut Lesen)

Es war einmal ein Theaterabend. Da die Autorin Selbstbezichtigung von Peter Handke hörte, auch sah. Besonders das Hören gestaltete sich sehr intensiv. Der Sprachrhythmus wurmte après so die Ohren, dass ein Text in ähnlichem Tonfall erwuchs. Ohne nachäffen zu wollen. Aus Lust am Probieren. Es mischt sich ja auch genug Eigenes ein. Ein Text, der ganz ein wenig auch als Mini-Hommage gelten könnte. Wobei, nein, sowas ist peinlich, sowas tut man nicht. Jedenfalls: ein Text fürs Lieben. Der zum laut Lesen bestimmt ist. So wirkt er erst wirklich.

Ich freue mich auf eure Eindrücke, Meinungen, Lesarten, euer Feedback generell. Ihr habt Interesse an einem Rezensionsexemplar? Da gibt`s noch ein paar, schreibt einfach eine Nachricht an: info@victoriahohmann.de

An sich und ansonsten: Viel Freude beim Lesen!

Und: Bleibt bookish.

 

 

 

Von Verwandlungen – Die wundersamen Wege meines ersten Erzählbands

Anfang September erscheint mein dritter Erzählband Vom Miteinander – was aber nicht bedeutet, dass die anderen beiden Erzählbände in Regalen verstauben. Ausgerechnet Von Verwandlungen (erschienen im Frühjahr 2017) entfaltet in diesem Jahr eine erstaunliche Eigendynamik. Da ich das Buch auf meinem Blog noch gar nicht vorgestellt habe (das Blog gibt`s erst seit 2018), möchte ich das nun nachholen.

Es begab sich. Und dazu kam 2015 das Bedürfnis, kürzere Texte zu schreiben. Experimente zu wagen, mich dem Erfinden hinzugeben. in Burn-out kam mir zu Hilfe. Wer hätte das gedacht. Das mich zu der Erzählung Undine nötigte. (Übrigens auch zu einer Verlagsgründung und der Kündigung meines Jobs – aber dies nur nebenbei.) Undine war eigentlich als Einzelveröffentlichung geplant, die Erzählung ist relativ umfangreich. (Das Burn-out verbrannte ordentlich Papier.) Bei zwei Verlagen fragte ich an. Zu mehr hatte ich weder Kraft noch Lust. Als ich von beiden nach 2 Monaten nichts gehört hatte, hörte ich auf mich selbst.

Nach Undine entstand Im Café. (Streng genommen keine Erzählung, sondern eine Kurzgeschichte.) Der Text, ich formuliere es mal drastisch: stellte einen Wendepunkt meines Schreibens dar. Ich komme ja, wenn ich ganz weit zurück gehe, vom Dramatischen, von der Lyrik her – auch von der Erzählung. Plötzlich erlaubte ich mir zum ersten Mal, mich nicht mehr an überall verlangten Romanen abzumühen (ein paar liegen in Schubladen – und liegen da auch gut), sondern mich zu befreien und Texte nach meinem Geschmack zu gestalten, fern gängiger Richtlinien, was hieß: alle mir lieben Stilmittel in einen (kürzeren) Text zu packen.

Und plötzlich verstand ich: Das ist mein Stil. Der Anfang des Fadens war gefunden. Darum haben meine Theaterstücke so wenig Personen, sind meine Romane so lyrisch, ist meine Lyrik so lang. Darum all die Jahre dieser Stilpluralismus (der ja, ganz gleich auf welchem Gebiet, in der Regel nicht als kreative Leistung anerkannt wird, sondern als Unentschiedenheit und Nicht-Können abgetan). Auch wurde mir klar, dass solche literarischen Experimente in der Konsequenz ein Selbst-Verlegen erfordern, weil kein Lektorat sie gestatten würde. Zumindest zu Beginn. Und es braucht uneingeschränkte künstlerische Freiheit, um auf neuem Terrain zu forschen.

Von Verwandlungen umfasst 7 Texte. Neben Im Café (vergebliche Liebe, the magic of coffee & das Durchbrechen der vierten Wand) und Undine (die Intensität einer ozeantiefen Liebe tötet) sind dies:

  • Brücken (Protagonist reflektiert über den Selbstmord eines Jugendfreunds)
  • Hater (ein Hasskommentare-Schreiber wütet im Internet)
  • Sprengkörper (Attentätertum aus Sicht eines Kindes)
  • Von Bäumen (eine alte, vom Krieg traumatisierte Frau verwandelt sich am Ende ihres Lebens in einen Baum)
  • Avatare (ein Schriftsteller versucht es auf Geheiß seiner Lektorin mit Science-Fiction, regt sich über die Buchbranche auf und schlüpft gezwungenermaßen in die Rolle eines Mädchens)

Den Hater mochte ich, wie viele Leser*innen, so gerne, dass mittlerweile ein zweiter und ein dritter Teil existieren (jeweils in den beiden Folge-Erzählbänden) – insbesondere Teil II habe ich letztes Jahr oft bei Berliner Lesereihen vorgelesen (auch weil queere Literatur).

Von Bäumen entdeckte die Theatermacherin Sigrun Fritsch des international agierenden Aktionstheaters PAN.OPTIKUM als Grundlage für ihre Inszenierung beim 25-jährigen Jubiläum des Landschaftsparks Duisburg

 

(Screenshot: Hompepage des Aktionstheaters Pan.Optikum, Fotos: Jennifer Rohrbacher; Screenshot: FB-Seite Theater PAN.OPTIKUM; Fotos: Andy Althoff) 

Im Café ist bis heute eine meiner Lieblingsgeschichten. Was sicherlich mit an der persönlichen Bedeutung des Textes für mich liegt. Die Geschichte hat sich darüber hinaus als erstaunlich massentauglich erwiesen. Egal ob jung, alt, medium, egal welches Geschlecht oder in welcher Tagesverfassung – alle mögen diesen Text. (Ich habe ihn mittlerweile so oft vorgelesen, dass ich ihn fast auswendig kann ;-)).

Manche Texte eignen sich eher zum stillen Lesen. Dachte ich wenigstens. Einen Auszug aus Avatare habe ich darum erstmalig im Rahmen von Literatur auf der Parkbank vorgelesen. Zur Veranstaltung findet sich ein Video auf dem YouTube-Kanal des VHV-Verlags. Ebenso diese Aufnahme – und übrigens auch eine Aufnahme von Im Café:

Von Verwandlungen ist also kein Papiergeschnipsel von gestern, sondern dabei, sich selbständig zu machen. Dafür wünsche ich natürlich viel Erfolg!

Mehr zum Buch findet sich auf der Seite des VHV-Verlags.

Oder auf Lovelybooks.

Oder auch auf Literaturcafé.de

Kaufen können Sie/könnt ihr es beim Verlag oder in der Buchhandlung Ihrer/eurer Wahl: BUCH KAUFEN.

 

 

#readme – Lesung & Ausstellung mit Gästen

Nach den vielfältigen Erfahrungen mit/bei Lesungen im letzten Jahr überkam mich die Lust, selbst eine Lesung mit Gästen zu initiieren. Und zwar am liebsten in einem Kunstraum – schließlich arbeite ich schon immer interdisziplinär. So stand für mich auch sofort fest, wenn ich unbedingt als Gastautor einladen wollte: Autor & Verleger Jürgen Volk mit seinem Roman Unbedingt“ über Van Gogh und Gauguin im gelben Haus. Eine achtwöchige Wohngemeinschaft, die bis heute die Kunstgeschichte in Atem hält und mit einem abgeschnittenen Ohr endete. Der Roman erlebt momentan als Taschenbuch im Bernstein Verlag seine 2.Auflage, als E-Book bei Edel Elements. Jürgen Volk selbst ist Mitgründer des Verlags duotincta. So ergab sich auch die Einladung des zweiten Gastautors: Daniel Breuer. 2017 erschien sein Romandebüt „nathanroad.rec“ bei duotincta, das ich mit großer Begeisterung gelesen hatte.

     

Natürlich wollte ich auch selbst mitlesen – und entschied mich für eine Manuskrpitlesung: Einen kürzeren Text aus meinem neuen Erzählband „Vom Miteinander“. (In den nächsten Wochen werde ich alle Texte des neuen Buchs hier auf dem Blog kurz vorstellen.)

Als Raum bot sich der Artspace „im_raum“ der Fotografin Anke Jungbluth an – er befindet sich im Souterrain des Hauses, in dem sowohl moi wie auch der VHV-Verlag ansässig sind. Anke war sofort angetan von der Idee – und naheliegend, die Ausstellung in gleicher Formation wie schon einmal vor einem Jahr anzugehen mit Lisa Büscher (Skulptur/Installation) und mir (Text-based Art) zur Vervollständigung der künstlerischen Disziplinen.

      

Der Abend war sehr gut besucht, das Format stieß auf großes Interesse – zwar erst einmal hauptsächlich im Freundes-Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft (DANKE allen, die da waren!) – aber so ist das ja in der Regel, bei künstlerischen Projekten. Auch das Feedback war mehr als ermutigend. Es hat allen so gut gefallen, dass ein #2 unausweichlich ist. Wogegen ich natürlich nicht einzuwenden habe. Also: Wenn euch demnächst ein #readme 2 begegnet – Termin notieren und vorbeischauen! Ihr werdet es lieben.

(Lesungen v.o.n.u.: Daniel Breuer, „Grand Mal“; Jürgen Volk, „Unbedingt“; Victoria Hohmann, „Vom Miteinander“.

Fotos: Geneviève Debien, Andreas Vierheller, Victoria Hohmann).

 

Meine Leipziger Buchmesse 2019

Die Leipziger Buchmesse war, rückblickend, tatsächlich ziemlich chillig. Ich merke, dass sich doch eine gewisse Routine eingestellt hat – nicht nur in Bezug auf Lesungen, sondern auch was Messealltag betrifft. Wirklich aufregend fand ich daher nur zwei Situationen: den Standaufbau (OMG, ob alles funktioniert wie geplant und letztendlich überhaupt gut aussieht…!) und meinen ersten Mini-Auftritt als Verlegerin bei der Lesung meiner Autor*innen (Kerstin Meixner und Holger Heiland). Es glückte jedoch alles. Und nun bin ich wieder um Erfahrungen reicher. Und entspannter, was Zukünftiges anbelangt. Es ist schon erstaunlich, wie man so Schritt für Schritt vorwärts geht (um ein Bild des linearen Denkens zu verwenden), gelegentlich innehält, zurückschaut und: WOW. Diese ganzen Serpentinen. Diese ätzenden Sanddünen. Diese verdammte Route 666. Auch dieses scheiß 1-2-3. Aber. YES.

In der Rolle der Verlegerin, Leipziger Buchmesse, 21.03.2019, 

Foto: Andreas Vierheller

Wesentlich waren natürlich die Begegnungen & Gespräche auf der LBM. Lesungen konnte ich leider nur sehr begrenzt wahrnehmen, schade. Das will ich in kommenden Jahren ändern. Besonders gefreut habe ich mich über die Besuche von Leser*innen und Buchblogger*innen am Stand. Mit manchen besteht seit meinem ersten Erzählband „Von Verwandlungen“ Kontakt. Und der wird immer freundschaftlicher. Man tauscht sich neben Literatur auch über die Lebenswege aus. Einfach schön! <3 Ein Highlight war dann das Treffen mit einer Freundin aus Schulzeiten, die Ende der 90er Ensemblemitglied meiner damaligen Theatergruppe war – wir hatten uns völlig aus den Augen verloren und nun war sie zufällig auch auf der Buchmesse, als Moderatorin  – und ihr Freund als erfolgreich aufstrebender Jungautor eines anderen unabhängigen Verlags. Wie das Leben so spielt…! I love it.

Ein weiteres Highlight war der Indie-Abend im Beyerhaus, initiiert vom Verlag duotincta. Ich bin den Kolleg*innen sehr dankbar, nicht nur für die Orga, sondern auch für das so ermöglichte Learning by Doing, was einfach mein Ding ist. Darüber hinaus macht es mir auch immer extra Spaß, selbst zu lesen – Schauspiel war ja nie so richtig meins, da keine Rampensau, aber ab und an auf einem Bühnchen etwas vortragen und zwar eher lesend, denn darstellend…! Und danach mit Büchermenschen ein Bierchen trinken und andere Literaturschaffende kennenlernen – mit Vergnügen! 🙂

Indie-Abend, Beyerhaus Leipzig, im Rahmen von „Leipzig liest“, 21.03.2019, 

Foto: Andreas Vierheller

Fazit: Die Leipziger Buchmesse möge bitte schön eine Konstante in meinem Leben werden – im Autorinnen- wie im Verlegerinnenleben gleichermaßen. Ich freue mich schon aufs nächste Jahr (so phrasenhaft das auch klingen mag). Und bin gespannt, wo VHV und VH in 5 Jahren sein werden. Mal schauen, was das Leben für Karten auf den Tisch klatscht.

Nach der Eröffnung, Gewandhaus Leipzig, 20.03.2019, 

Foto: Andreas Vierheller

 

Gastlesung bei den „#4 Lesezeiten“ des Verlags duotincta

Viel zu lang ist es schon wieder her, dass ich als Autorin und Verlegerin bei der Lesereihe des Verlags duotincta zu Gast sein durfte. Das war nämlich bereits im letzten Jahr. Um genau zu sein am 18.Dezember. Besagte Lesereihe trägt den hübschen Namen „Die #4 Lesezeiten“ und findet, wie unschwer zu erraten, quartalsweise statt. Neuer Leseort ist das Periplaneta Literaturcafé hier in Berlin. (Die nächste Lesezeit kommt also bestimmt. Bei Gelegenheit darum aufmerken und hingehen!)

Gemeinsam mit Stefanie Schleemilch durfte ich zu den Themen: „Hass, Chauvinismus, Sexismus, Diffamierung, sexuelle Gewalt bzw. Stichwort #metoo“ (wie die Vorankündigung lockte) den Abend gestalten. 😉 🙂

Gelesen habe ich aus meinem aktuellen Erzählband „Vom Dazwischen“. Einen ausführlicheren Rückblick auf die Veranstaltung findet ihr als Gastbeitrag von mir auf dem Blog der duotincta. Lesen lohnt sich. Merci vielmals für den schönen Abend! Und auf viele weitere gemeinsame Lesungen!

Lesung bei den „# 4 Leszeiten“ des Verlags duotincta. 18.Dezember 2018, Periplaneta Literaturcafé. Foto: Ike Reiter

Meine BuchBerlin 2018

Die konzenrierte Autorin, Foto: Jeanette Lube. Merci dafür.

Auch in diesem Jahr war ich wieder als Autorin und Verlegerin auf der BuchBerlin. Diesmal schon recht routiniert. Wie schnell das doch geht. Am zweiten Messetag habe ich nachmittags aus meinem neuen Erzählband „Vom Dazwischen“ gelesen, den „Hater II“. Ein eher experimenteller Text. Tatsächlich konnte ich auch Zuhörer*innen aufrichtig begeistern. 😉 Es freut mich doch immer sehr, wenn junge Leser*innen sich von anspruchsvollen Texten angesprochen fühlen und sich für neue Leseerlebnisse abseits der Genre-Schubladen zu interessieren beginnen.

Vor der Lesung, BuchBerlin 2018. Vielen Dank dem netten Knipser.

Der Ort der Lesung, ein Seminarraum, war zwar nicht unbedingt gemütlich zu nennen, aber wesentlich angenehmer als im letzten Jahr. Da fand die Lesung auf einer Empore oberhalb der Messehalle statt. Dementsprechend war der heraufdringende Lärm doch beträchtlich und daher beeinträchtigend – den Zuhörer*in und mir wurde ein hohes Maß an Konzentration abverlangt.

Während der Lesung, BuchBerlin 2017, Foto: Senay Yüksel.

Doch zurück zum entspannten Jahr. Hier will und muss ich noch erwähnen, dass eine der Zuhörerinnen bereits mein erstes Buch dank einer Leserunde auf Lovelybooks kannte. Für mich eine sehr erfreuliche Überraschung! Und eine sehr schöne Begegnung. Ich hoffe, das war der tatsächliche Auftakt für ein allmähliches Kreise-Ziehen meiner Erzählungen. Hallo, Sternschnuppe!

Mehr zu meinen Büchern findest du hier.